Einführung

"Nicht das Christentum der Kirchen, sondern das Christentum Christi macht uns frei." (Johannes Greber)

Auch in unserer Zeit büßt dieser Satz nichts von seiner Aktualität ein, was die immer größere Zersplitterung unter den christlichen Gemeinden und Kirchen verdeutlicht. Die Leitung vieler Kirchen, gerade auch der christlichen Kirchen, beeinflusst und bestimmt die zu ihrer Gemeinschaft gehörigen Gläubigen in verschiedener Weise – eine Beeinflussung, die dem von Gott jedem Menschen gegebenen freien Willen teilweise entgegenwirkt.

Doch nicht nur deshalb erscheint dieser Satz in der Einführung. Diese Worte von Johannes Greber sind seinem Buch "Der Verkehr mit der Geisterwelt Gottes, seine Gesetze und sein Zweck. Selbsterlebnisse eines katholischen Geistlichen" vorangestellt. Teile dieses Buches wurden ihm medial aus der geistigen Welt übermittelt, nachdem Greber 1923 zum ersten Mal über mediale Menschen mit der Geisterwelt Gottes in Verbindung treten durfte. Wenn vom Geistchristentum die Rede ist, so sind die Durchgaben in diesem Buch die wohl wichtigste Quelle. Dieses Wissen steht im Mittelpunkt des Geistchristentums, es kann nicht übergangen werden. Doch es gibt außerdem noch andere Quellen und Durchgaben, welche sehr wichtig und hilfreich sind für die Entwicklung eines Geistchristen.

Das Geistchristentum baut auf dem bei Greber dargestellten Schöpfungs–, Heils– und Erlösungsplan Gottes und Christi auf. Das Geistchristentum gibt Antworten auf die Fragen "Woher kommen wir?", "Wozu sind wir auf der Erde?" und "Wohin gehen wir?" – Fragen, die die Menschheit seit jeher bewegen. Diese Antworten scheinen zunächst einfach zu sein und sind es letztlich auch. Sie erschließen sich einem aber nur, wenn man sich eingehend damit beschäftigt.

Grundlegend ist der Gedanke, dass jeder Mensch eine unsterbliche Seele in sich trägt, welche nicht nur lange vor seinem irdischen Dasein gelebt hat, sondern auch nach seinem irdischen Tod in der jenseitigen Welt weiterlebt. Wir sind also geistige Wesen, unterwegs auf einem mehr oder weniger langen Weg zurück in unsere geistige Heimat. Das Leben auf der Erde dient unserer Entwicklung und Läuterung. Es ist ein Teil dieses Weges.

Alle Menschen haben denselben Grund für ihr Dasein. Es gibt keinen Unterschied bei der Antwort auf die Frage nach dem Sinn unseres Hierseins, getrennt z.B. nach Rasse, Nationalität oder Religion. Wir sind alle aus demselben Grund hier, egal ob Katholik oder Protestant, ob Jude, ob Muslim oder was einer auch ist. Auf die Frage, ob man ein Anhänger Jesu Christi sein muss, um selig zu werden, gibt uns Jesus eindeutig Antwort: Jeder Glaube macht selig!

Was also ist der "Kern" des Geistchristentums? Was genau ist der Schöpfungs–, Heils– und Erlösungsplan Gottes und Christi? Eine skizzenhafte Darstellung muss hier genügen.

Alle Geister sind lange, lange vor ihrer menschlichen Inkarnation geschaffen worden. Sie waren Teil eines geistigen Reiches. Dieses Reich war wie ein Geistorganismus, mit Christus als dem von Gott selbst eingesetzten Haupte. Christus regierte allerdings nicht als "Herrscher", sondern er "geleitete in brüderlichem Schutze". Alle Geistwesen hatten den freien Willen, es bestand kein Zwang und ein inniges Band der Liebe verband alle.

Leider lehnte sich ein großer Teil der Geister gegen den von Gott eingesetzten Statthalter, Christus, auf. Der Grund war, dass manche Geister ein "Mehr" wollten. Wer viel hat, möchte immer noch mehr haben. Der Anführer dieser Geister war Luzifer, der Lichtträger. Er zettelte eine Revolution an, die im Ergebnis zum Abfall von Gott führte (Lukas 10,18; 2. Petrus 2,4 und Offenbarung 12,7–9). Wichtig dabei ist anzumerken, dass jedes einzelne Geistwesen die Entscheidung dazu selbst traf, denn jedes Geistwesen hatte ja auch den freien Willen.

Aufgrund ihres Verstoßes gegen Gottes Gesetz mussten diese Geister den Himmel verlassen und wurden in tiefe, düstere Sphären gestürzt, fern von ihrem früheren glücklichen Leben. Dort waren alle abgefallenen Geister Untertanen Luzifers, ob sie nun wollten oder nicht. Ein Zurück gab es nicht mehr. Luzifer war selbständiger Herrscher in seinem Reich. Es gab zwischen dem Reiche Luzifers und dem Reiche Gottes für keinen der gefallenen Geister eine direkte Verbindung (siehe z.B. Lukas 16,26).

Gott und Christus hatten aber auch von Anfang an den Plan, alle, wirklich alle Geister wieder in das Reich Gottes heimzuführen. So gab es auch Geister, welche schon direkt nach dem Abfall ihre Entscheidung bedauerten und sofort wieder zurück wollten. Gott aber hatte Luzifer das alleinige Recht über sein Reich eingeräumt, und diese Gerechtigkeit verbot es ihm nun, Luzifer dieses Recht wieder zu nehmen. Um jedoch eine irgendwann vielleicht erfolgende Rückkehr zu ermöglichen, wurden in dem Reich der Abgefallenen verschiedene "Besserungssphären" geschaffen. Mit deren Durchleben konnten sich die einst Abgefallenen wieder hocharbeiten.

Nach einer gewissen Zeit war die Anzahl der Geister, welche zurück in das Reich Gottes wollten und von der Entwicklung her auch so weit waren, immer größer geworden. Deshalb musste die Kluft zwischen diesen beiden Reichen überbrückt werden. Dazu musste sich ein Geist in den Herrschaftsbereich des Fürsten der Finsternis begeben und dort alle Drangsale seiner Gewaltherrschaft auf sich nehmen. Dadurch erwarb er sich das Recht, den Kampf gegen ihn aufzunehmen, um die Chance eines Sieges zu erhalten und den Verlierer seiner Rechte zu beschneiden. So kam es, dass Christus selbst Mensch wurde, um diesen Streit und Kampf aufzunehmen. Letztlich gewann er, obwohl er als Mensch voll und ganz dem Gewaltbereich Luzifers unterstand.

Wie auch auf Erden nach einem Kampf der Sieger dem Verlierer die Bedingungen diktieren kann, so konnte Jesus Christus nach seinem Sieg Luzifer das Recht nehmen, weiterhin allein über alle mit ihm abgefallenen Geister zu herrschen. Christus entzog Luzifer jedoch nicht seine ganzen Herrscherrechte, sondern er beschränkte sie auf die Geister, welche Luzifer der Gesinnung nach angehörten. Von da an durften sich also alle Geister, die das Reich Luzifers verlassen und zu Gott zurück wollten, auf den Weg in das Reich Gottes machen. Luzifer darf niemanden mehr gewaltsam zurückhalten.

Jesus Christus ist tatsächlich für uns in die Welt gekommen, hat gelitten und ist gestorben, um uns zu befreien, uns frei zu machen. Frei von der Herrschaft Luzifers. Frei, um auferstehen zu können aus dem Reich der von Gott Getrennten. Frei, um nach Hause in das Reich Gottes heimkehren zu dürfen. Jesus Christus ist der Sieger. Er macht uns frei! Er ist der Messias, der Erlöser. Er hat uns jedoch nicht von allen unseren Sünden, sondern von einer Sünde befreit, und zwar von der Sünde des Abfalls. Und das bedeutet, dass wir frei sind, den Heimweg in das Reich Gottes anzutreten. Es ist der Weg, der uns vor der Erlösung Christi verwehrt war, jetzt aber offen steht.

Jetzt liegt es an uns, die richtige Entscheidung zu treffen und den Weg nach Hause zu gehen. Wir dürfen die Mühen nicht scheuen, die mit der Zurücklegung des Heimweges verbunden sind. Unser Leben hier auf Erden ist ein Schritt auf diesem Weg. Es ist ein Examensweg, welcher nach Art und Dauer vorherbestimmt ist und dessen Ziel im Reiche Gottes liegt. Die Schicksalsstationen an diesem Weg sind Zwischenprüfungen. Der irdische Tod bildet den vorläufigen Abschluss; und dieser Weg muss so oft beschritten werden, bis man sein Ziel erreicht hat.

Auch wenn wir diesen Weg allein gehen müssen, so sind wir dabei doch nicht alleingelassen. Christus steht uns in den Strapazen der Heimkehr durch seine Geisterwelt hilfreich zur Seite (z.B. Johannes 14,16ff.). Seine Boten zeigen uns den Weg, stärken, ermuntern, trösten uns, richten uns immer wieder auf, wenn wir auf dem Weg ermatten und straucheln.

rotes Fensterglas